„moveo, ergo sum – ich bewege mich, also bin ich“
Antonio Alonso Cortés
Bewegung, Körperarbeit und Entspannung
– Unser Körper als Kraftquelle –
- Regenerieren mit Bewegung und Entspannung
- Aktiv sein genießen
- Ganz sein spüren
- Selbstvertrauen fördern
- Körper und Geist zentrieren
- Neue Perspektiven entwickeln
Ein vitaler Prozess und frischer Wind – Zusammenspiel von Körper und Geist
Neben dem Gebrauch und Stärkung unserer Balance, Raumgefühl, Richtung und Krafteinsatz, verbessert Bewegung unsere körperliche Gesundheit: mehr Sauerstoff in Blut, Muskeln, Organen und Gehirn, Verbesserung der Haltung und der Beweglichkeit, Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems usw., Bewegung schärft unsere Sinne und regt den Austausch zwischen den Hemisphären unseres Gehirns an. Je bewusster wir uns bewegen, umso stärker. Im Hier und Jetzt entstehen neue Impulse und Verbindungen (neuronale Synapsen).
Neben Muskel- und Körperzellen erneuern sich auch unser Denken und ganzes Befinden. Diese Wechselwirkung zwischen Körper und Geist weckt unsere Flexibilität, und unsere Fähigkeit gewohnte Bahnen zu verlassen. Wir erleben uns selbst, die Welt und den Raum neu und entdecken neue Perspektiven.
Das Maß der Spannung
Die Wahrnehmung unserer Körperspannung ist elementar, wenn wir wissen wollen „Wie“ wir die Dinge tun. Auch die Tiefe unserer Atmung hängt damit zusammen. Wie viel Anspannung und wie viel Entspannung brauche ich für das was ich tue, für meine Handlungen und im Kontakt? Allein unsere Anspannung in Schultern und Nacken, Brust und Bauch, in Beinen, Armen und Händen, selbst in den Augen, ab und zu bewusst zu registrieren, weckt unsere oft brach liegende Fähigkeit zur Selbst-Regulierung und zur Balance. Die meisten von uns wenden im Alltag viel mehr Kraft auf als notwendig. Wir können uns das Leben leichter machen.
„Warum habe ich meine besten Ideen bloß immer unter der Dusche?“
soll Albert Einstein gesagt haben
Intuition – selbstorganisierte Intelligenz
Gerade wenn wir uns mit Problemen oder Entscheidungen auseinander setzen neigen wir manchmal dazu uns lange in wiederkehrenden Gedankenkreisläufen auf zu halten. Ein in unserem Wissensspektrum gut vorbereitetes „gekautes“ Problem an die Weisheit des Unbewussten ab zu geben, ist jedoch das entscheidende Moment auf dem Weg zu einer Lösung.
Der Körper ist Träger der Intuition. Sie reicht weit über das bewusste Denken hinaus, das wir mit unserem zielgerichteten Willen zu steuern meinen. Bewegung und auch Meditation helfen dabei das fruchtbare Feld der Intuition zu kultivieren, auf das man willentlich keinen Zugriff hat. Erfinder profitierten davon.
Experimentierfreudig und Fehlerfreundlich
Der Körper ist unser erster und wichtigster Feedbackgeber. Mit Kopf, Bauch, Brust, Armen und Beinen sind wir in der Welt. Unser Körper gibt uns ständig Hinweise; er sagt uns was wir uns zutrauen können, wo wir Grenzen überschreiten, was uns inspiriert und berührt. Wir wünschen uns immer eine gute Orientierung, die richtige Richtung und das richtige Maß, und manchmal wünschen wir uns einen Schalter mit dem wir schlechte Gewohnheiten oder Überforderungen einfach abstellen können. Um den guten Kontakt mit unserem Körper zu stärken ist der erste und wichtigste Schritt ihn einfach in Ruhe wahr zu nehmen und in Bewegung zu erproben.
Versuch macht klug – Es gibt keine „falschen“ Erfahrungen.
Zu unserem Leidwesen werden wir oft konfrontiert mit alten Mustern, ganz besonders unserem inneren Zensor mit seinen Kategorien von „richtig“ und „falsch“. Gerade was unseren Körper angeht fragen wir uns z.B. gern „wie das jetzt aussieht?“ Das ist vielleicht eine der größten Herausforderungen: dass wir nur lernen können, wenn wir uns von dem Wunsch lösen immer (zumindest nach außen hin) „fertig“ zu sein und uns mutig auf Experimente einlassen. In der Forschung weiß man, dass man anders nicht weiter kommt. Das Experiment hat den Vorteil, dass ich mir, wenn ich es will, bei Erfahrungen die Frage stellen kann „was lerne ich daraus?“ Die Kategorien „richtig und falsch“ sind dafür nicht zielführend, sie verhindern eher die Erfahrung. Bewegung, klein oder groß in jeder Form und jedem Ausdruck ist Träger unserer Lebendigkeit. Unser Körper spürt, fühlt, nimmt auf und zeigt unsere Intentionen, passiv oder aktiv. Leben ist Improvisation und Fehlerfreundlichkeit. Perfektion ist etwas Schönes, aber eher selten. Wenn wir bereit sind auszuprobieren und unfertig zu sein, können wir sie manchmal erleben.
Ruhephasen
Für alle Phasen intensiver neuer Erfahrung, auch für die Bewegung gilt: es kommt auf einen guten Wechsel zwischen Ruhe und Bewegung an. Gerade auch unser Gehirn muss lernen. Niemals habe ich mit mehr Deutlichkeit erlebt, dass gerade für das Erfahren und Lernen von Ungewohntem kleine „Nickerchen“ oder „Power-Naps“ zwischendurch notwendig sind, damit das Bewusstsein aus dem Weg ist, und unsere „Systeme“ sich neu organisieren können.
Meditation – physische Effekte
Die nichtwillentliche Kontrolle über den Atem verlangsamt und beruhigt den Herzrhythmus, reguliert den Kreislauf, vermindert die innere Spannung. Bei langsamer, tiefer Ausatmung werden die Rückstände an Kohlenstoff aus den Lungen ausgestoßen, die dort gewöhnlich festsitzen und Nervosität und Angst hervorrufen. Der Milchsäuregehalt im Blut, der mit ein Aggressionsfaktor ist, vermindert sich spürbar, während das Strecken der Wirbelsäule dieser ihre Geschmeidigkeit wiedergibt und die von ihr ausgehenden Nervenstränge befreit, was sich wiederum wohltuend auf die inneren Organe auswirkt.
Schließlich verändert sich vor allem die Tätigkeit des Gehirns, indem sich die Aktivität von den äußeren Schichten ins Stammhirn verlagert. Die Spannung im Gehirn verändert sich, es bilden sich Alpha-Wellen, die auf einen Entspannungszustand des Bewusstseins schließen lassen, der sich von dem des gewöhnlichen Lebens völlig unterscheidet. Das Bewusstsein ist zugleich entspannter und scharfsinniger, mit einem gleich bleibenden und wacheren Empfindungsvermögen.
(nach Zen-Meister Ludger Tenryu Tenbreul)
Beispiel der Zen-Praxis als eine Schule der Meditation
Zazen ist, in einer aufrechten Haltung tiefer Konzentration einfach zu sitzen. Die Aufmerksamkeit wird immer wieder von unseren Wünschen und Ängsten zu unserer Haltung und zur Atmung gelenkt. Im Raum des gesammelten Geistes auftauchende Gedanken und Bildern werden weder zurück gewiesen noch beurteilt, noch verfolgt. Bewusstsein und Unterbewusstsein können sich entleeren, kehren zu ihrer ursprünglichen, ungetrübten Verfassung zurück und nehmen die Welt neu und frisch in sich auf. Unser individuelles Dasein wird wieder im Urgrund des Lebens verankert und offenbart sich in seiner unmittelbaren Qualität. Unbewusst natürlich kann man die wechselseitige Abhängigkeit aller Dinge untereinander verstehen, durch den Körper, durch unsere Knochen und Sehnen, mit jeder Körperzelle. Diese Erfahrung kann gedanklich oder durch Worte nicht vorweg genommen noch ersetzt werden. Worte und Begriffe können die lebendige Wirklichkeit nicht einfangen.
(aus dem Prospekt des Dojo der Zen-Vereinigung Hannover)
„Es gibt viele Philosophien über die Zeit, aber es ist nicht so einfach mit der Idee praktisch umzugehen, dass du nur lebendig bist in diesem Augenblick; wir alle projizieren einfach die Zukunft und tragen die Vergangenheit mit uns. Genau da in der Mitte existiert genau jetzt, was auch Übung braucht.“
Steve Paxton im Zusammenhang mit dem Thema Improvisation
Der richtige Rahmen
Das Ausprobieren mit Körperwahrnehmung und Bewegung ist eine Form der Selbsterfahrung und braucht den sicheren Rahmen, um sich zu trauen. Hierzu dienen Leitung, Konzept und Programm, sowie der Raum und die Gruppe mit Regeln, die Sicherheit bieten.
Workshops außerhalb des normalen Arbeitsrahmens und in der unterstützenden Natur können besonders effektiv sein. Bewegung stellt einen starken Bezug zur Natur her – sie lebt von allen natürlichen Funktionen des Körpers angefangen vom Herzschlag und Atem als Rhythmen über das Rauschen des Blutes als Melodie bis hin zu Impulsen aus tief verankerten archetypischen Bildern wie Blühen und Vergehen, verwurzelt sein, sich aufrichten und strecken, sich in den Raum ausbreiten usw. Unser Körper verbindet uns aktuell mit den phänomenalen Erfahrungen unserer Sinne. Bewegung und Tanz aktivieren unser Körpergefühl und holen uns in die Gegenwart. Vollständig sind wir immer – hier können wir es neu und leicht erfahren.
Teilweise arbeite ich zusammen mit einer Yoga-Lehrerin (Marma-Yoga)